I see you! ^.^
   
  Drache's Reich
  Wann hat die Nacht ein Ende?
 

Wann hat die Nacht ihr Ende?

Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit. Er fuhr sich übers Gesicht und seufzte müde. „Wann hat die Nacht ihr Ende?“, murmelte er vor sich hin. „Dann, wann du willst, dass sie zu Ende ist...“, entgegnete ihm die Stille. „Dann will ich, dass sie bald zu Ende ist“ „Nun denn, dann lass sie bald enden...“ Er schüttelte sich. Bald war es soweit.

 

Er blickte unter sich. Wasser. Tief, dunkel lag es in seinem Bett. Ruhig verhielt es sich, doch als er einen Stein nahm und ihn hinabwarf, kräuselte sich die Stelle auf die der Stein aufschlug, kleine Wogen auslösend. Er atmete ein. „Wann hat die Nacht ihr Ende...?“, fing er erneut an. Doch diesmal antwortete ihm keiner. „Haben mich alle verlassen? Haben mich alle verraten?“ Schweigen. Trotz funkelte in seinen Augen auf, dann blinde Furcht gemengt mit Hass. Ein ohnmächtiges Lächeln verzerrte sich zu einem wahnsinnigen Grinsen. „Wann hat die Nacht ihr Ende?!“, schrie er in die Dunkelheit, „Dann, wann ich es will!“

 

Er kletterte das Geländer hoch, um sich oben auf den Rand zu setzen. Seine Beine baumelten im sachten Wind dieser Sommernacht. Er lauschte. Nichts. Die Vögel schliefen schon, die Brücke lag ganz verlassen da. Er blickte nach rechts. Dort blinkten und funkelten die Lichter der Stadt, es gab eben genug nachaktive Menschen. Für sie hatte der Tag kein Ende, eine Nacht gab es im Prinzip nicht.

 Er reckte den Hals und schloss die Augen für einen kurzen Moment. In diesem Moment lebte er sein Leben noch einmal. Alle dunklen Ereignisse überkamen ihn, wenige erfreuliche darunter. Aber auch schöne Erinnerungen gab es. Nur leider überwiegten die Schmerzhaften.

 

Er fuhr sich mit der Rechten an den Hals, mit der anderen hielt er sich am Geländer fest. Etwas glitzerte in seiner Hand auf. Es war ein kleiner silberner Anhänger. Vorsichtig schloss er seine Hand um den Anhänger zu einer Faust, dann streckte er den Arm aus. Behutsam öffnete er die Faust, der Anhänger fiel. Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, bis er endlich mit einem leisen Platschen die Wasseroberfläche durchdrang.

 „Du hast mir Schutz und Trost versprochen in meinen dunkelsten Stunden. Doch alles was ich erhielt war Verzweiflung und Angst“

 „Wann hat die Nacht ein Ende? Wann hat das Leben ein Ende?“

 „Dann, wann du es wünschst...“, antwortete ihm alles Dunkle in ihm.

 Er lachte. „Genau, dann, wann ich es wünsche...“

 Er richtete sich auf.

Stellte sich aufs Geländer, balancierte darauf.

 Breitete die Arme gleich Flügeln aus.

Schloss die Augen. Atmete tief ein.

 Machte sich bereit.

Und sprang...

 

...eine Hand packte ihn am Kragen, zog ihn grob zurück. Unsanft fiel er hinter das Geländer auf den harten Boden.

 

Furchtsame Augen starrten auf den jungen Mann hinab. „Geht es dir gut?“, fragte der Mann ihn. Hinter ihm standen noch mehr Leute, entsetzt und verwundert über das Verhalten des jungen Mannes, der sich von der Brücke stürzen wollte.

Eine Person zückte ein Handy, wiederum eine andere schwenkte mit dem Strahl einer Taschenlampe herum, darauf bedacht, dem Suizidgefährdeten nicht zu blenden.

 

Gequält blickte er in die Gesichter seiner vermeintlichen Retter. Trauer stahl sich in seinen Blick, Wut, aber auch eine gewisse Erleichterung.

 

„Wann hat die Nacht ein Ende?“, wisperte er und schloss mit einem Lächeln in seinem Gesicht die Augen.

 

Als die Polizei und der Notarzt eintrafen, war es bereits zu spät. Der junge Mann, der sehr enttäuscht von seinem Leben war, hatte eine Überdosis Morphium im Blut und starb daran. Für ihn hatte die Nacht ein Ende gefunden.

 
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