I see you! ^.^
   
  Drache's Reich
  Unerklärliche Beweggründe
 

Unerklärliche Beweggründe

 

Dämmriges Licht fiel auf den Schreibtisch. Nachdenklich saß er da, den Kopf auf die Hände gestützt. Es war schon spät, eigentlich sollte er endlich mal zum Ende kommen. Aber er konnte nicht, noch nicht. Die Arbeit konnte nicht warten, nicht aufgeschoben werden. Davon hing alles ab.

 

Das Telefon klingelte. Seufzend stand er auf, schlurfte zum Telefon. „Wer wird mich wohl um die Uhrzeit stören?“ Entnervt nahm er den Hörer ab.

 

 „Ja, Dunkel?“ „Erik! Man, ich muss dir was erzählen! Setz dich hin, lehn dich zurück und hör mir zu!“ Erik rollte mit den Augen. „Weißt du eigentlich wie spät es ist?“ „Ja, es ist genau 23:45 Uhr“ „So genau wollte ich das gar nicht wissen... Also, was willst du, Björn? Ich hoffe es ist wichtig, du weißt ja, ich habe sehr viel zu tun in letzter Zeit...“ „Ich“, er machte eine dramatische Pause, „habe mir einen großartigen Plan ausgedacht. Einen großartigen!“ Björn klang sichtlich begeistert. „Und der wäre? Komm schon, ich hab nicht ewig Zeit!“ „Merk dir folgende Namen, Erik! Schreib sie dir am besten auf“ Er diktierte ihm ein Dutzend Namen. Erik runzelte die Stirn. „Die kenne ich doch noch... Die sind bei dir auf der Schule! Was hast du vor?“ „Shht! Ganz langsam! Ich erzähl es dir ja noch! Warte es doch mal ab!“ Seine Stimme überschlug sich fast, so aufgeregt war er. Da stimmt etwas nicht, dachte Erik verwundert. „Überprüfe in der nächsten Zeit mal alle regionalen Zeitungen und Nachrichten!“, er fügte noch ein wichtiges Detail hinzu, was Erik aber nicht ganz verstand, beziehungsweise nicht verstehen wollte. ‚Schau vor allem in den Todesanzeigen nach?’, was will der Junge? Er dachte nicht weiter darüber nach. „Und, war’s das jetzt?“ „Du klingst gar nicht begeistert, Erik!“ „Wieso sollte ich begeistert sein? Du hast mir nur ein paar Namen genannt und mir gesagt, dass ich mich um die Nachrichten in der Region kümmern soll. Was ist mit deinem ach so großartigen Plan?“ Der Kerl verschwendet wirklich meine Zeit! Erik hörte ein Husten, dann krächzte Björn beleidigt: „Du wirst schon sehen, mein Plan IST großartig! Willst du wissen was ich vorhabe?“ „In Gottes Namen, ja, Björn, will ich! Also mach es nicht so spannend und spuck es endlich aus!“ „Gut, von mir aus sag ich es dir. Ich werde demnächst all jene umbringen, die ich dir genannt habe, dann zu der Trauerfeier gehen, welche die Schule plant, mich allen lächelnd zeigen und dann einen Abgang machen. Schließlich bleibe ich einige Wochen unauffindbar bevor ich Suizid begehe. Toll, was?“
Noch ehe Erik antworten konnte, klickte es in der Leitung. Björn hatte aufgelegt. Verwirrt starrte Erik das Telefon an. Wovon hat sein ehemaliger Schulkamerad gesprochen? Er wusste nicht was er davon halten sollte. Björn plante seine Mitschüler zu töten und anschließend sich selbst? Erik holte tief Luft und überlegte seine nächsten Schritte. Es war ihm eigentlich nie aufgefallen, dass Björn solche kranken Gedanken hegte, geschweige denn solche Suizid- und Mordgedanken! Er warf sich auf die Couch. „Was soll ich machen... oder war das nur ein Spaß? Wahrscheinlich... Vergessen wir das ganze... ich sollte weiter arbeiten...“

Er konnte ja nicht ahnen, dass diese Entscheidung verheerende Folgen haben wird.

 

Er versuchte Björn zu erreichen, doch niemand ging ans Telefon, Emails schien er auch nicht zu checken und zu Hause war niemand. Bald gab er es auf ihn zu erreichen.

 

Aus reiner Neugierde, aber auch aus Furcht, schaute er dann regelmäßig die Nachrichten, las die Zeitung des Ortes und vor allem, sah sich die Todesanzeigen an. Tagelang geschah nichts. Doch dann fielen ihm sofort verdächtige Namen in den Todesanzeigen auf. Er verglich sie mit denen, die Björn ihm gegeben hatte und erschrak: Es waren die selben. Eine Todesanzeige der Schule besagte, dass demnächst eine Trauerfeier stattfinden würde.  Ein weiterer Artikel besagte, dass die 12 Schüler von einem gewissen Björn H. ermordet wurden. Der Täter sei mit Raffinesse und Schläue ans Werk gegangen und einen nach den anderen abgepasst haben. Erik schüttelte den Kopf. „Björn, Mensch... wieso?“ Aber sein größter Vorwurf galt ihm selbst. Er hätte es verhindern können! Er las weiter. Niemand wusste wo Björn sich momentan aufhielt, die Polizei fahndet vergeblich nach ihm.

 

Erik wusste was er zu tun hatte. Er musste auf die Trauerfeier gehen und das Schlimmste verhindern.

 

Der Tag der Trauerfeier. Erik fühlte sich unwohl. Er passte als Abgänger nicht wirklich zu all den Schülern. Er überragte die meisten, beklemmend dicht stand er bei ihnen. Nur mit halben Ohr lauschte er den Worten des Pfarrers, die Ansprache interessierte ihn nicht wirklich. Er besah sich lieber die Umgebung. Heute war eigentlich ein schöner sonniger Tag. Keine einzige Wolke am Himmel. Und doch, die Stimmung passte nicht zum guten Wetter. Überall traurige, betroffene Gesichter. Manche starrten auf den Boden, in den Himmel oder auf den Pfarrer. Das Lehrerkollegium hielt sich mit gesenkten Köpfen am Rand. Erik blickte in jedes Gesicht, manchmal schauten sie zurück, lächelnd, traurig oder regungslos.

 

Da stand er. Abseits von allen, mit einem breiten Grinsen. Er hatte sich verändert. Sah krank aus. Physisch wie psychisch. Erik wollte gar nicht wissen, was seinem alten Freund zugestoßen war, dass er jetzt so nah dran war sein Leben zu zerstören. Schlaff hing er herum, Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht. Abgemagert, blass, kränklich. Und doch lächelte der Junge. Erik versuchte sich so schnell wie möglich durch die Menge zu schieben. Er war nur noch einige Meter von Björn entfernt als dieser ihn entdeckte. „Hallo, Erik! Ein wunderschöner Tag, oder?“ Seine Stimme klang dumpf, laut, als ob sie gleich brechen würde. Viele Köpfe wandten sich ihm zu. Sie starrten Björn an, dann fiel ihr Blick auf Erik. Er streckte die Hände aus, versuchte Björn zu erreichen, doch die Menge umringte ihn plötzlich. Wild gestikulierend, aufgeregt, entsetzt zeigten sie auf Björn. „DA!“ „Mörder!“ „Fasst ihn!“ Björn winkte. „Hallo, meine Freunde! Seid nicht traurig, eure Freunde sind nun an einem besseren Ort, glaubt mir! Sie wollten, dass ich sie töte! Sie wären sonst sterbenselend und todunglücklich gewesen!“ Hände streckten sich nach ihm aus. Doch er entwand sich ihnen. „Erik, der erste Teil meines Planes ist abgeschlossen, der Zweite folgt! Wie findest du ihn bis jetzt?“ „Sinnlos, Björn, sinnlos! Wieso tust du das?“ Björns Lächeln erstarb. Kälte schlich sich in seine sonst so strahlenden Augen. Abwesend sah er an Erik vorbei. Sah an allen vorbei. „Das geht dich nichts an. Mein Plan ist brillant! Allein das zählt.“ „Ich bin dein Freund, sag mir, weshalb hast du das getan?“ „Ich denke nicht, dass wir Freunde sind. Geh einfach fort. Ihr alle sollt einfach nur fort gehen! Lasst mich allein, lasst mich in Ruhe!“ Seine Ruhe verschwand. Blinde Furcht überkam ihn, Panik. Er schlug nach den Händen, wandte sich ab. Er rannte über den Friedhof davon. „Lasst mich in Ruhe!“, schrie er wie wahnsinnig. Erik schaute ihm fassungslos nach. „Haltet ihn doch auf, fasst den Mörder“, riefen einige immer wieder, doch niemand rührte sich.

 

Erik tat alles mögliche um Björn zu finden. Aber das Glück war ihm nicht hold. Er fand ihn nicht. Björn blieb unauffindbar.

 

Tage, Wochen, Monate vergingen, ehe man Björns Leiche im Wald fand. (Der Leichnam war mit gebrochenen Knochen, zahlreichen Wunden und ohne die linke Hand von einem Wanderer gefunden worden. Scheinbar hatte Björn versucht sich eine Klippe  am Waldrand hinunter zu werfen, war aber dabei nicht gestorben. Mühsam schleppte sich der junge Mörder also mit gebrochenen Knochen weiter in den Wald, Richtung Wanderwege. Dort fand er vermutlich ein Messer, welches ein Wanderer verloren hatte, und schnitt sich unter Qualen die Linke ab. Da man die Hand nicht fand, vermutete man, dass entweder er selbst, oder ein Tier sich daran gütlich getan hatte. Einhändig (und zumindest satt) litt der junge Mann also, so dass er sich selbst die Kehle aufschnitt und verblutete.)

 

Erik war entsetzt über das Ende von Björn. Es war ihm unerklärlich weshalb Björn dies getan hatte. Es war alles komplett sinnlos. Der Grund für Björns Taten würde ihm wohl für immer verborgen bleiben. Müde setzte Erik sich an seinen Schreibtisch, versuchte zu arbeiten und zu vergessen.

 
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