Belsazar
Ein wolkenverhangener Mond zierte den Himmel über Babylon, in der
finstersten Stunde der Nacht. Überall herrschte friedliche Stille, doch nur das Schloss des Königs Belsazar war noch erhellt, von weitem her hörte man ihn und seine Gefolgsschaft grölend feiern. Belsazar hielt zusammen mit seiner Schar ein Essgelage, oder beziehungsweise ein Trinkgelage, in dem erleuchteten Königssaal, mit all den Statuen von seinen Vorgängern. Die fröhliche Runde betrank sich gierig mit gutem Wein, der König selbst erlabte sich an den Jauchzern seiner Knechte. Schon sehr betrunken überfällt den rotwangigen König bald ein kindlicher Übermut, frevlerisch lästert er über die Gottheit. Die johlende Menge stimmt Beifall an, was den übermütigen König noch mehr anstachelt. In seinem irrsinnigen Rausch befiehlt er einem Diener ihm heilige Dinge aus einem Tempel Jehovas zu rauben, und als der Diener ihm die Sachen brachte, nahm er sich einen heiligen Becher und füllte ihn mit Wein. Dann stürzte er das Getränk in einem Zug herunter und ruft mit schwerer Zunge : „ Jehova! Ich ,der König von Babylon, verkünde meinen dir gewidmeten Hohn!“Doch kaum kamen ihm diese schändlichen Worte über die Lippen, spürte er eine unbändige Angst in sich. Die grölende Menge verstummte, tödliche Stille senkte sich über den Saal wie eine Schneedecke über eine grüne Wiese. Plötzlich erschienen flammende Lettern ,von einer unsichtbaren Hand gemalt, an einer der weißen Wände. Mit schlotternden Knien und leichenblassem Gesicht stiert Belsazar die brennenden Buchstaben an. Seine einst johlende Menge saß furchterfüllt da, keiner muckste sich. Magier traten ein, doch auch diese hochgebildeten Herren vermochten die Schrift nicht zu deuten. Doch in selbiger Nacht ermordeten des Königs Schar Belsazar.
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