Der Drachenlord führt Euch schweigend zu einem hohen Turm, er öffnet das Portal und schreitet tausende von Treppen hoch, ohne zu ermüden. Ihr versucht kläglich Euer Tempo zu halten und kommt japsend oben an. Lachend wendet Euch der Lord das verhüllte Gesicht zu, eine weiße Hand tätschelt Euch vertrauensvoll die Schulter. "Ihr habt es geschafft! Dies hier ist der Turm des Sturmes, er beherbergt den Raum der Balladen. Als Belohnung für den erschwerlichen Anstieg dürft Ihr Euch hier umsehen, viel Spass! Achja..." , er deutete vielsagend auf ein hohes Erkerfenster, der Tür und der Treppe gegenüber, " Ruft einfach nach ' Azazrael' , er wird Euch dann wieder nach unten fliegen!" Ihr starrt ihn mit einem verwirrten Ausdruck an und fragt vorsichtig: " Azazrael? Wer oder was ist das?" Er breitete die Arme wie Schwingen aus und ein blaues Leuchten umgab ihn, und ruft : " Probiert es aus, ruft Azazrael! Ich muss mich leider um eine wichtige Schlacht kümmern, die Dämonenelfen greifen meine Wälder mal wieder an, lebet wohl! " Und mit einem freundlichen Lachen verschwand der Drachenlord. Ihr blickt auf die Stelle, an der der Lord gerade eben noch gestanden hatte und murmelt: " Er ist und bleibt ein Rätsel!" Dann dreht Ihr Euch um und marschiert zum Fenster, beugt Euch raus und schreit: " AZAZRAEL!" Ein Kreischen ertönte, begleitet von mächtigen Flügelschlägen. Ein moosgrünes Auge starrt Euch an und ein gefiederter Kopf, samt spitzen Schnabel streckt sich Euch entgegen. " Wer ruft mich?", krächzte der Riesenvogel und zwinkert mit dem Auge. Erstaunt betrachtet Ihr den Vogel, er sah eindeutig aus wie ein Geier. Schwarzes Gefieder mit grünen Schwanzfedern strahlten Euch an. "Wer ruft mich, Azazrael, den Wolkenfresser ? Sprich, Mensch!" Ihr sagt ihm, dass Ihr ein Gast des Drachenlords seid und er nickt mit dem riesigen Kopf, " Soll ich Euch hinunter tragen?" Ihr erwidert höflich, dass Ihr Euch noch den Saal der Balladen ansehen wollt und der Geier meint gelassen: " Oh... Ihr wollt Euch den Saal antun... Na dann viel Spass, ruft mich, wenn Euch der Boden der Tatsachen ruft!" Und mit einem irdischen Schrei war er davon.
Ihr dreht Euch zur Tür um und drückt die Klinke runter, ein blendendes Licht strahlt Euch entgegen.
Willkommen im Saal der Balladen!
(Erste Ballade erfordert die Lesung der Ballade "Die Füße im Feuer" von Conrad Ferdinand Meyer!)
Die Schilderung des Grauens, das dem Königsboten widerfahr, an seine Bruder
Nachdem der Königsbote entflohen ward,
des rachsüchtgen Edlen Fängen,
kam er geschwind, eilends auf dem Rosse reitend,
bei einem Schlosse an.
Auch dort fand er ein Schlafgemach,genoss das Gastrecht auch,
und mit verängstigten Gedanken,
schrieb er dem Bruder einen Brief.
In dem verlautet, was ihm widerfahren ward,
seine schrecklichsten Gedanken.
Wieso er doch dem Bruder schrieb,
das brachte uns ins wanken.
„Oh, inniggeliebter Bruder,
ich wende mich an dich,
mich holte die Vergangnheit ein,
ich fürchte und mich grausts,
was mir doch widerfahren ist.
Lausche, Bruder, und verstehe,
denn wenn ich geklärt hab meine Schmach,
eil ich davon, von Angst gequält,
bis ich mein grausges Ende find.
Ich eilte auf feurigem Rosse
In königlichem Dienst.
Auf meiner trostlos, weiten Reise,
flüchtet ich mich zu einer Burg.
Ich ahnte nicht wer dort residierte,
getrieben hat mich Herrin Erschöpfung
und ich folgte ihrem Befehle.
Der Edelmann, ein freundlicher Mann,
gewährte mir das von mir gewünschte Gasterecht
Ahnungslos genoß ich dieses,
bis mich die garstge Erinnerung umklammerte,
mit eisgen Worte hauchte sie, dass ich hier,
vorm warmen, schönen Feuer des Kamins,
gemordet hätt’, ich Frevler!
Sie sagte mir mit grausamen Hohn,
dass ich des Edelmannes Weib verbrannt hätt’ in der Glut,
weil sie mir nicht verraten wollt, wo sich ihr Gatte trieb.
Von Zorn und kalter Grausamkeit gepackt,
vollführte ich den bösen Mord,
mich trieb die Lust Gevatter Tod ein Opfer darzubringen,
sowie für meinen Glauben, Ketzer zu verbrennen.
Mehr braucht ich armer Mörder nicht zu wissen,
Gestoßen hat mir die Erinnerung nen giftgen Dolch ins Herz,
und mit wachsender Furcht wollte ich nur fort,
fort und flüchten vor diesem nach Rache sinnenden Manne.
Als ich mich niederlegte im Gemach,
erkannte ich wie düster und böse es war,
mit schrecklichen Gedanken, schlief ich ein,
immer im Kopf, dass sich der Witwer rächen würde.
Am nächsten, verhassten Morgen,
erschrak mich der Edle als er in meiner Kammer stand.
Mit starren, kalten Blick führte er mich von dannen.
An einem Waldrand, verschont von Angst und Bösartigkeit,
sagte er zu mir folgende bitter höhnende Worte,
die mich nun jede Nacht schweißtreibend furchtvoll erwachen lassen.
„Du sagsts! Dem größten König eigen!
Heute ward sein Dienst mir schwer...
Gemordet hast du teuflisch mir,
mein Weib! Und lebst! ...
Mein ist die Rache, redet Gott!“
Und nachdem er seine Zeilen geschrieben,
sank er zusammen, der arme Mörder.
Gerächt ward nun der Mord an dem Weibe,
und das durch Furcht.
Furcht vor dem Unabänderlichen.