Die Queste der Elfen
Schweigend liefen die zwei jungen Elfen nebeneinander durch den Elfenwald.
Rhel hieß der eine, so um die Dreißig, und die andere Ilena, die ungefähr Zwanzig war. Die beiden waren auf dem Weg zum Drachen Ilreon, dem Fürsten des Waldes, der in seiner Drachenhöhle in der Mitte des Elfenwaldes hauste. Der Drache hatte das Elfenvolk gebeten ihm zwei Elfen zu schicken, da er eine wichtige Bitte hatte. Die beiden Geschwister wurden auserwählt und so mussten sie den weiten Weg auf sich nehmen, um zum Walddrachen zu kommen, da ihr Walddorf am anderen Ende des Waldes lag.
Ilena betrachtete ihren Bruder aus grünen Augen.
„Weißt du, was uns erwarten wird, Rhel?“, fragte sie mit glockenheller Stimme. Rhel sah sie einen Moment lang nachdenklich an, dann schüttelte er den Kopf, so dass seine silbernen Haare seine Schultern peitschten.
„Ich habe nicht die Geringste Ahnung, Schwesterchen! Aber es muss wichtig sein...“
„Mmmh... Lassen wir uns überraschen... Vielleicht sollen wir ja seine Höhle säubern! ...“, lachte Ilena, ihr Bruder ging auf den Spass ein und meinte: „Ja, bei seiner Größe und seinem Gewicht kann ich mir das gut vorstellen!“
Lachend liefen sie weiter und kamen der Drachenhöhle langsam näher, dass erkannten sie an den ausgewurzelten Bäumen, dem schwefligen Rauch und der kargen Landschaft – hier in der Nähe wohnte der Fürst Ilreon.
„Ah... Was für ein bestialischer Gestank! Widerlich!“, empörte sich Ilena. „In den Drachengebirgen ist der Geruch viel schlimmer, Schwesterherz, glaub’ mir...“, meinte Rhel, der schon oft bei Drachen gastiert hatte.
Schliesslich erreichten sie die Lichtung. Rauer Felsboden war überall, nicht der geringste Flecken Grass befand sich dort. Grob in den Fels der angrenzenden Berge war die Drachenhöhle gehauen, und davor Ilreon. Er lag mit dem riesigen, geschuppten Kopf auf den Vorderpranken, die gold-gelben Augen ruhten auf den beiden Elfen. Der Drache besaß Schuppen in den Farben eines Sommerwaldes, braune und hellgrüne, davon größtenteils dunkelgrüne Schuppen, allesamt glänzend und schillernd. Seine scharfen Krallen an den Pranken waren mattschwarz, das riesige Maul voller weißer Zähne, alle so groß wie die Elfen selbst. Seine Flügel waren riesige knochige Gebilde. Auf dem Kopf hatte der Drache zwei lange Hörner, die denen eines Steinbocks glichen, unterhalb des Hornanfangs waren seine Ohren, in faltengelegte Hautlappen, die wie Miniaturflügel aussahen. Endlich erhob der Drache das Wort, mit dröhnender Stimme, die die Berge und Bäume erzittern ließ, sprach er: „ WILLKOMMEN, MEINE ELFISCHEN FREUNDE! IHR SEID BESTIMMT DIE ABGESANDTEN DES ELFENKÖNIGS!“
Die Geschwister verneigten sich leicht und antworteten höflich: „Ja, großer Fürst Ilreon!“
„SO? GUT! DANN NUN ZU MEINER BITTE, ELFENFREUNDE! ICH BEKOMME BESUCH VON MEINEM ALTEN FREUND DEM KÖNIG GALATAN, ER HAT NÄMLICH AUCH EINE BITTE, ER MÖCHTE SEIN ALTES MAGISCHES SCHWERT SILBERKLINGE WIEDER, DASS ER UNS VOR VIELEN JAHREN ÜBERLIEß, DA WIR EINE SCHATTENWOLFPLAGE HATTEN, DU, RHEL, WEIßT DAS SICHERLICH NOCH, UND DIESE WESEN LIEßEN SICH NUR VON SILBERSCHWERTERN TÖTEN, UND ES GAB LEIDER NUR EINE EINZIGE KLINGE IM LANGE RAELKUN, UND DIESE WAR IM BESITZ VON GALATAN. IN SEINEM REICH SIND NUN ÄHNLICHE WESEN AUFGETAUCHT, DESWEGEN BRAUCHT ER DIE KLINGE. NACHDEM WIR DIE WÖLFE GETÖTET HATTEN, HABEN WIR DIE KLINGE IM WALD DER NACHT, EINEM KLEINEN, NICHT WEIT VON MEINER HÖHLE ENTFERNTEN, ABSCHNITT DIESES WALDES, VERSTECKT.
ICH HATTE BESONDERE WÄCHTER AUFGESTELLT, VIELE WOLFSDRUIDEN, DOCH DIESE VERGAßEN NACH JAHRELANGEM HÜTEN IHRE AUFGABE, UND LAUERN IN DIESEM ABSCHNITT. SIE TÖTEN JEDEN DER SICH IHNEN NÄHERT. EURE AUFGABE IST ES DAS SCHWERT ZU HOLEN, WÄHREND ICH HIER AUF MEINEN FREUND WARTE. WENN IHR KÖNNT, BRINGT DIE WOLFSDRUIDEN ZUR BESINNUNG, INDEM IHR IHREN ANFÜHRER MIT DIESEM MAGISCHEN DOLCH VERWUNDET! ER TÖTET DEN DRUIDEN NICHT, NEIN, ER KLÄRT SEINE GEDANKEN UND VERTREIBT DEN ANIMALISCHEN GEIST AUS SEINEM KÖRPER.
WENN IHR MIR DAS SILBERSCHWERT BRINGT, WERDET IHR FÜRSTLICH BELOHNT WERDEN! UND NUN, GEHT!“, rief der Drache gebieterisch, hob eine Pranke und zeichnete einen Kreis in die Luft. Sofort erschien ein orange-glühender Dolch, diesen gab er Rhel.
"VIEL GLÜCK!“ Die beiden verneigten sich leicht, verabschiedeten sich und gingen fort. „Dies ist keine leichte Aufgabe, Schwesterchen... Komm, ich kenne den Weg zum Nachtwald. Doch sei gewarnt, es ist dort sehr dunkel!“
„Ich kann uns ja eine Fackel zaubern, Rhel!“ Rhel starrte sie einen Moment an, zögernd nickte er. „ Wenn du das schaffst...“ Ilena war eine Magieradeptin, und sonderlich gut war sie nicht.Sie funkelte ihn kurz böse an, dann konzentrierte sie sich, streckte die rechte geschlossene Hand aus und murmelte: „ Incendium!“ Ein schwaches Leuchten drang durch ihre Faust, langsam öffnete Ilena sie und ein kleiner Feuerball fing an um ihre Köpfe zu fliegen. Rhel klatschte bewundernd.
„Sehr gut! Nun komm!“ Begleitet von dem kleinen Funken, der die zunehmende Dunkelheit ein wenig erleuchtete, gingen sie in den Nachtwald hinein.
Nach einer Weile hörte Ilena ein schauriges Heulen und verängstigt fragte sie: „Rhel, was ist das?!“
„Ich schätze mal die Wolsdruiden... Ilena, wir sind ganz in ihrer Nähe...“ Plötzlich brach durch das Dickicht ein grau-lilaner Wolf, mit blutigen Fängen im geöffneten Maul und scharfen Krallen, sprang er sie an. Erschrocken fuhr Rhel zurück, zog sein Kurzschwert und stach dem Wesen in die roten Augen. Das Tier heulte schmerzhaft auf und schlug voller Wut die Zähne in Rhel’s Arm, seine Schwester schrie und hackte und stieß wie verrückt mit ihrem Langdolch auf den Wolf ein, der den Arm ihres Bruders fest im Maul hielt. Spucke und Geifer liefen dem Wolf herunter und tropften auf Rhel’s Arm.
„Lass ihn los, du Teufelsbestie!“
„ Aaah...“, stöhnte Rhel und spürte wie sein Arm taub wurde. Dann, endlich, stieß Rhel ihm mit letzter Kraft den magischen Dolch durch den halb geöffneten hinteren Teil des Wolfsmauls mitten in den Rachen hinein. Röchelnd ließ der Wolf Rhel los, der auf den Boden zusammensackte. Der Wolf verendete unter kehligen Atemgeräuschen.
Ilena kniete sich zu ihrem Bruder und umarmte ihn. „Bruder... Lass mich deine Wunden heilen...“ Sie legte die Hände auf Rhels Oberarm und flüsterte: „ Weohon.“ Mit starrem Blick betrachtete Rhel die gelungene Heilung. Die Wunden schlossen sich langsam, dass Blut gerann. Wenn die Wunden zwar verheilten, der Schmerz blieb. „ Da. Sieh. Der Wolf!“, sagte Rhel stöhnend und wies mit dem Kopf auf den Wolf, beziehungsweise auf das was der Wolf nun war. Er hatte sich in einen alten Elfen verwandelt! Die Geschwister staunten, sie standen auf und gingen weiter.
„Glückwunsch, wir haben soeben einen Wolfsdruiden getötet!“ , bemerkte Rhel mit trockenem Humor. „Ich hoffe wir müssen nie wieder gegen so etwas kämpfen...“
„Tja...Wenn wir Glück haben, war das nur ein Wachposten, vielleicht jagen die anderen Druiden gerade und wir können das Schwert ungestört mitnehmen, ich habe nämlich keine Lust diesem Anführer zu begegnen, um meinen anderen Arm auch noch zu verlieren...“
Endlich, nach ein paar Stunden, gelangten die beiden ungesehen zum Schrein des Silberschwertes. Strahlend und stolz ragte der vergoldete Griff aus einem blauen Kristallblock. Die Klinge wurde wieder und wieder gespiegelt. Der Kristallblock stand inmitten einer Lichtung, völlig allein. Langsam gingen Rhel und Ilena auf den Block zu, geblendet von der Pracht, die sich ihnen bot. Ilena umpackte den verzierten Goldgriff und zog heftig daran, doch das Schwert rührte sich nicht.
„Ah... beeil dich doch! Ahhh! Lass mich das Schwert nehmen!“ Rhel stieß sie zur Seite und rüttelte an dem Schwertknauf. „Verdammt! Das Schwert ist magisch gebunden! Eine nette Aufgabe...Wir müssen den Anführer finden, denn er ist der Einzige, der die Umkehrungsformel kennt!“ „ DEN habt ihrrr soeben gefunden, Frrrischfleisch!“, knurrte eine Stimme hinter ihnen höhnisch. Erschrocken drehten sich die Elfen ruckartig um, Rhel mit dem Zauberdolch, der nun grün leuchtete, und dem Kurzschwert, das schlaff in seiner Rechten lag. Ilena mit ihrem Langdolch blickte irritiert zu dem aufrechtstehenden Wesen vor ihnen. Er war zweifellos der Anführer der Wolfsdruiden, mit dem nachtschwarzen Fell, dem Blätterschmuck am Kopffell, dem kurzen Knochenschwert in der Rechten und einem Holzstab in der Linken.
„Zeit zum Töten!“ Ilena stach nach dem Wolf, dieser schlug sie mit dem Stab, Rhel versuchte ihn mit dem Zauberdolch zu verletzen, doch sein Gegenspieler wich behände aus, und strich mit der Klinge über Rhel’s schmerzendem Arm. „Ahhh!“, schrie dieser vor Schmerz und stach mit verzweifelter Wut nach dem Wolf. Er traf ihn unterhalb des Halsansatzes. Ein Schrei ertönte, zunächst animalisch, dann immer menschlicher. Andere Wölfe wurden durch den Schrei angelockt und versammelten sich um die drei. Es waren fünf Dutzend Wölfe. Der Anführer verwandelte sich in einen hageren Menschen, mit verwunderten Blick sah er die Elfen an. „Was?...“ Er wandte sich seinen Brüdern zu, die alle winselten. „Brüder! Kommt zu euch! Verwandelt euch!“ Einer nach dem anderen verwandelten sich die Druiden zurück. Verwirrt sahen sie sich um. Der Anführer blickte sie aus braunen Augen fragend an. Rhel hob an: „Ihr Wächter! Wir haben die Aufgabe, dieses Schwert zu seinem wahren Besitzer zu bringen, also gebt es uns, bitte!“ Der Druide fand die Sprache wieder und bedankte sich zunächst: „Habt Dank, edle Elfen, dass ihr mich und meine Brüder zur Besinnung brachtet! Natürlich gebe ich euch das Schwert, ja ich ahne auch, dass ihr zu Ilreon wollt!“ Ilena nickte. „ Ja. Meister Ilreon hat uns befohlen das Schwert zu holen.“ Der Druide schritt zum Schwert, legte die Hand auf den Block und es erklang ein klirrendes Geräusch, als das Silberschwert aus dem Block brach und in Ilenas Hand flog.
„Los, ich teleportiere euch zu Ilreon, der Besitzer dieser Klinge wartet bestimmt schon, außerdem schulde ich euch das...“, fügte er mit einem Blick auf Rhel’s Arm hinzu. Er hob den Stab, und die Elfen, die ihre Waffen samt Silberschwert weggepackt hatten, fassten nach ihm. Der Stab glühte und mit einem Sirren erschien ein Lichtblitz, der die drei erfasste und schluckte.
Die drei standen vor Ilreon und dessen Gast. Verwundert blickten Rhel und Ilena in das Gesicht des Drachen. Der Druide verneigte sich vor dem Drachen und sprach: „ Ich hielt es für angebracht meine Schuld ein wenig zu tilgen, indem ich eure Gesandten hierher brachte, großer Fürst.“ „ ICH DANKE DIR, WAHALON. RUHE DICH AUS, DANN RUFE DEINE WOLFSDRUIDEN UND GEHE ZURÜCK IN DEINE HEIMAT, DEIN DIENST IST NUN VORBEI!“ Zu den Elfen gewandt sagte Ilreon: „ GUT GEMACHT, ELFEN! IHR HABT EURE AUFGABE ERFÜLLT. GEBT GALATAN SEIN SCHWERT!“ Ilena zog das Silberschwert und gab es Galatan, der es strahlend liebkoste. „Habt Dank, ihr edlen Elfen! Ich stehe tief in eurer Schuld“, sagte der große Hüne, König Galatan, und bedachte sie mit einem strahlenden Lächeln. „Es war uns eine Ehre“, flüsterte Rhel und reckte stolz sein Kinn. „Wenn ihr wieder unsere Hilfe braucht, ruft nach uns, König Galatan!“, merkte Ilena an. „Und auch Euch, Ilreon, dienen wir gern!“ Der Drache und der König lachten. „IHR ZWEI SEID TAPFERE UND MUTIGE KRIEGER, SAGT MIR WAS FÜR EINE BELOHNUNG IHR WOLLT!“ donnerte der Drache. Ilena trat vor und sagte leise: „ Ich möchte erfahrener im Umgang mit Drachen sein, deswegen möchte ich Euch dienen, um Eure Art zu studieren und Eure Zauber zu erlernen...“ „OH! DIESEN WUNSCH GEWÄHRE ICH DIR, ER IST WAHRLICH BESCHEIDEN! DOCH ICH VERGAß, DASS IHR ELFEN SEID, UND EUCH NICHT WIE MENSCHEN“, er zwinkerte dem Menschenkönig zu, der ihn lachend ansah, „ NACH GOLD SEHNT!“ „ Nicht alle Menschen wollen Gold haben, mein Freund! Es gibt habgierige und andere die sich nach Glück oder etwas anderes sehnen! Ihr Drachen seid doch mit Abstand das goldgierigste Volk überhaupt!“, lachte Galatan und gab einer Kralle Ilreons einen freundschaftlichen Klapps. „DA MAGST DU VIELLEICHT RECHT HABEN! DOCH NUN ZU DIR, RHEL. WAS WILLST DU?“ „Ich möchte den Zauberdolch behalten und in die Lehre der Wolfsdruiden gehen!“, er senkte bescheiden sein Haupt. „NUN, DIESEN WUNSCH GEWÄHRE ICH DIR, DOCH BIST AUCH DU, WAHALON, DAMIT EINVERSTANDEN?“
„Ja natürlich! Ich werde dich alles mögliche lehren, junger Elf!“ „Habt Dank, Eure Großartigkeit! Vielen Dank!“, riefen die Elfen und umarmten einander. „So, nun muss ich mich auf den Weg machen, lebt wohl, alle miteinander!“, rief der König und sagte an Ilreon gewandt: „Teleportiere mich bitte in mein Reich, Ilreon!“ Ilreon nickte, hob eine Klaue und murmelte eine Formel, kurz darauf verschwand der große König. „Wir müssen uns auch auf den Weg machen, Schüler!“, rief Wahalon und teleportierte auch sich und Rhel zu den anderen Wolfsdruiden. „Lebt wohl! Lebe Wohl, meine Schwester!“, rief Rhel und verschwand mit seinem neuen Meister. Ilena setzte sich zu Füßen des Drachens und meinte: „ All die Jahre lebte ich mit meinem Bruder, doch nun trennten sich unsere Wege, ein neues Zeitalter beginnt, großer Ilreon. Und das geschah nach einer Queste zweier Elfen...“ „OH, ILENA, DU UND DEIN BRUDER, WERDET NOCH VIEL GROßARTIGERES ERLEBEN, ZWAR JEDER FÜR SICH, DOCH IM HERZEN...VEREINT.“
FINIS
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